Wie HR-Abteilungen KI nutzen können, um den Rekrutierungsprozess effizienter und effektiver zu gestalten
2024-09-30T10:55:00+02:00KI-Tools gehören zu den größten IT-Recruiting-Trends des Jahres. Was Künstliche Intelligenz im Recruiting wirklich leisten kann und warum die Digitalisierung im HR-Bereich Grenzen hat, erfahren Sie hier.
Künstliche Intelligenz im Recruiting: Die Zukunft beginnt jetzt
Sagen wir es, wie es ist: Der Fachkräftemangel in der IT ist eine Herausforderung, die uns noch einige Jahre beschäftigen wird, denn freie Informatiker im Allgemeinen und Cloud-Experten, Python-Entwickler und SAP-Berater im Speziellen sind rar.
Wenn Sie als Recruiter für Ihr Unternehmen neue IT-Fachkräfte finden und anstellen wollen, müssen Sie zahlreiche Maßnahmen umsetzen. So sollten Sie am Employer Branding arbeiten, eine Optimierung Ihres IT-Rekrutierungsprozesses durchführen und digitale Werkzeuge nutzen.
Zu den wichtigsten HR-Technologie-Trends 2024 gehört der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Nicht nur das: Der KI gehört die Zukunft der IT-Rekrutierung, dessen sind wir uns sicher. Deshalb ist es eminent wichtig, sich schon heute intensiv mit dem Thema „Künstliche Intelligenz im Recruiting“ zu beschäftigen und alle Weichen zu stellen, damit Sie in den kommenden Jahren deutlich davon profitieren.
Beispiele: Welche KI-Tools für HR-Experten gibt es?
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an KI-Programmen, die Sie für den Rekrutierungsprozess oder die Personalverwaltung nutzen können. Hier ein paar Beispiele:
- LinkedIn Recruiter
Das Business-Netzwerk setzt auf Künstliche Intelligenz, um passende Kandidaten schneller zu finden.
- HireVue
Das Tool verwendet KI, um die Antworten, die Gestik und Mimik von Bewerbern in Video-Interviews zu analysieren.
- Hiretual
Mit diesem Sourcing-Tool können Sie passive Kandidaten auf verschiedenen Plattformen finden.
- Eightfold.ai
… analysiert Lebensläufe und Karrieremuster, um die besten Kandidaten vorherzusagen und gezielt anzusprechen.
- Entelo
Maschinelles Lernen hilft bei Entelo dabei, die besten Kandidaten zu identifizieren und anzusprechen.
- Mya Systems
Ein KI-basierter Chatbot, der den Rekrutierungsprozess automatisiert und beschleunigt.
- Textio
Mit dem KI-gestützten Tool schreibt man ganz schnell ansprechende Stellenanzeigen.
Die Vorteile von KI in der IT-Rekrutierung
Bringt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wirklich etwas? „Ja, definitiv!“, meint Marcel Hardtke. Der Head of Training & Development bei Ratbacher weiter: „KI wird in den kommenden Jahren ein essenzieller Recruiting-Bestandteil, um IT-Fachkräfte finden, einstellen und an ein Unternehmen binden zu können.“ Folgende Vorteile sprechen für sich:
Effizienzsteigerung durch KI
KI-Tools können zeitaufwändige Aufgaben übernehmen und somit die Effizienz des Rekrutierungsprozesses erheblich steigern. Ein Beispiel hierfür ist das Lebenslauf-Screening: Mithilfe von Algorithmen können relevante Bewerbungen schneller identifiziert werden. Auch die Terminplanung für Vorstellungsgespräche lässt sich durch KI-gestützte Systeme automatisieren, was den administrativen Aufwand deutlich reduziert.
Verbesserte Entscheidungsfindung
Künstliche Intelligenz kann große Datenmengen analysieren und so bessere Vorhersagen über die Eignung von Bewerbern treffen. Die Datenanalyse im Bewerbungsprozess durch KI hilft auch, Merkmale zu finden, die für menschliche Personalverantwortliche nicht sofort ersichtlich sind. Dies führt zu fundierteren und objektiveren Entscheidungen im Auswahlprozess.
Bias-Reduktion im Recruiting
Ein weiteres Potenzial von KI liegt in der sogenannten Bias-Reduktion. Während menschliche Entscheider oft unbewussten Vorurteilen unterliegen, können digitale Systeme darauf trainiert werden, diese zu minimieren. So kann sichergestellt werden, dass alle Bewerber fair und objektiv beurteilt werden.
Datenanalyse im Bewerbungsprozess
Die KI-gestützte Betrachtung von Bewerberdaten aus sozialen Netzwerken und beruflichen Online-Profilen kann wertvolle Informationen liefern, die über die Angaben im klassischen Lebenslauf hinausgehen. Dies bedeutet, dass die Nutzung von Big Data und fortgeschrittener Analysetechnologie eine umfassendere Bewertung der Bewerber ermöglicht.
Digitalisierung im HR-Bereich
Setzen Sie Künstliche Intelligenz im Recruiting ein, zum Beispiel zur Optimierung des IT-Rekrutierungsprozesses, bringen Sie damit gleichzeitig die Digitalisierung Ihres Personalwesens voran. Unter Umständen stoßen Sie damit einen digitalen Wandel in anderen Abteilungen oder in Ihrem gesamten Unternehmen an.
Einschränkungen und Herausforderungen von KI im Recruiting
„Zeigen Sie gerne Begeisterung für KI im IT-Recruiting und probieren Sie verschiedene Anwendungen aus“, rät Marcel Hardtke. „Doch seien Sie sich auch immer bewusst, dass die Systeme möglicherweise Mängel und Grenzen haben - oder dass Sie damit gegen Vorgaben und Regularien verstoßen.“
Hier ein paar Aspekte, die Sie vor dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting bedenken sollten:
Mangel an Urteilsvermögen
Trotz ihrer vielen Vorteile kann KI die menschliche Intuition und Empathie nicht ersetzen. Ein gutes Beispiel ist die Bewertung von Soft Skills, die menschliche Personalverantwortliche nach wie vor besser beurteilen. Daher ist es wichtig, dass KI-gestützte Entscheidungen durch menschliche Urteile ergänzt werden.
Ethik und Datenschutz
Der Einsatz von KI im HR-Bereich wirft auch ethische Fragen auf. Insbesondere der Umgang mit persönlichen Daten muss sorgfältig geregelt werden, um die Privatsphäre der Bewerber zu schützen. Transparente und faire Algorithmen sind dementsprechend unerlässlich, um Vertrauen zu schaffen und Diskriminierung zu vermeiden.
Technologische Grenzen
KI-Technologien entwickeln sich ständig weiter – und das in einem rasanten Tempo. Setzen Sie auf Lösungen, die Sie selbst hosten oder gar in Eigenregie programmieren, müssen Sie kontinuierlich Updates und Anpassungen vornehmen. Dies erfordert nicht nur ein tiefes technisches Know-how, sondern auch Investitionen in entsprechende Ressourcen.
Aktuelle Rechtsprechung
Müssen KI-Anwendungen eingeschränkt werden? Welche Anwendungsbereiche sind „legal“ welche eher kritisch zu sehen? Solche Fragen werden derzeit in verschiedenen Gremien und Institutionen diskutiert. So arbeitet beispielsweise die Europäische Kommission an einem Rechtsrahmen, der den Einsatz von Künstlicher Intelligenz regeln soll. Das bedeutet für Sie: Bleiben Sie auf dem Laufenden und informieren Sie sich über die neuesten KI-Vorschriften und -Gesetze.
Personalberatung und Künstliche Intelligenz: Mensch schlägt Maschine
Kann KI alle Aufgaben im HR-Bereich übernehmen? Nein, noch nicht. Bis „Maschinen“ zu 100 Prozent die Tätigkeiten von Menschen ersetzen, werden sicherlich noch einige Jahre vergehen. Deshalb sollten Sie weiterhin in den meisten Bereichen auf Ihre eigenen Kompetenzen setzen.
Wenn Sie bestimmte Defizite oder Engpässe haben, kann es sinnvoll sein, auf externe Experten wie eine IT-Personalberatung zurückzugreifen. Die Zusammenarbeit bietet Ihnen diese Mehrwerte:
Individuelle Betreuung
Personalberatungen entwerfen maßgeschneiderte Lösungen und setzen auf persönliche Beratung. Das gewährleistet, dass die Recruiting-Maßnahmen auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind.
Netzwerk und Erfahrung
Eine IT-Personalberatung wie Ratbacher verfügt über weitreichende Netzwerke und tiefgehende Branchenkenntnisse. Mit dieser Expertise bekommen Sie Zugang zu einem breiten Pool an qualifizierten Kandidaten und können dadurch gezielt passende IT-Fachkräfte finden.
Harmonisierung von Mensch und Maschine
Erfahrene Personalberater wissen, wie sie KI-Tools optimal nutzen und gleichzeitig ihre menschlichen Kompetenzen einbringen können. Diese Harmonisierung von Technologie und menschlicher Erfahrung führt zu den besten Ergebnissen im Rekrutierungsprozess.
Beispiel: Die Zusammenarbeit einer HR-Abteilung mit Personalberatung und KI
Stellen wir uns vor, Sie arbeiten in der HR-Abteilung eines mittelständischen IT-Unternehmens. Ihre Firma findet nur sehr mühsam qualifizierte Softwareentwickler. Sie entscheiden sich für eine Zusammenarbeit mit einer IT-Personalberatung und wollen zusätzlich KI-Tools in den Rekrutierungsprozess integrieren. Der Ablauf könnte dann so aussehen:
Phase 1: Bedarfsermittlung und Planung
Gemeinsam mit den externen Recruiting-Experten ermitteln sie den genauen Personalbedarf und definieren Ihre Anforderungen an die Kandidaten. Zudem halten Sie Ziele und Meilensteine fest.
Phase 2: Sourcing und Vorauswahl
Die IT-Personalberatung nutzt ihr Netzwerk und ein KI-gestütztes System, um passive Kandidaten zu identifizieren. Gleichzeitig verwenden Sie eigene Tools, um aktiv nach passenden Bewerbern zu suchen. Unter anderem bewerten und filtern Sie die eingehenden Bewerbungen, um eine erste Vorauswahl zu treffen.
Phase 3: Interviews und Bewertungen
Die ausgewählten Kandidaten werden zu Video-Interviews eingeladen. Programme mit Künstlicher Intelligenz analysieren nicht nur die Antworten, sondern auch Mimik und Tonfall. Die IT-Personalberatung führt zusätzlich persönliche Interviews durch.
Phase 4: Entscheidungsfindung und Einstellung
Die KI-gestützte Datenanalyse im Bewerbungsprozess sorgt für eine Vorauswahl der geeigneten Talente. Durch die Kombination aus technischer Präzision und menschlichem Urteilsvermögen treffen Sie zusammen mit den Personalberatern eine fundierte Einstellung und bieten den besten Kandidaten eine Stelle an.
Fazit
KI stellt eine wertvolle Ergänzung zum klassischen Bewerbungsprozess dar. Künstliche Intelligenz im Recruiting sorgt unter anderem für Effizienzsteigerung, Bias-Reduktion und Digitalisierung Ihrer HR-Prozesse. Darüber hinaus ermöglicht sie eine zielgerichtete Suche nach geeigneten IT-Fachkräften.
Kurz- und mittelfristig kann jedoch kein KI-System einen menschlichen Recruiter ersetzen. Intuition, Erfahrung und die Interpretation von (nonverbaler) Kommunikation gehören beispielsweise zu den Eigenschaften, bei denen erfahrene HR-Mitarbeiter klar punkten. Hinzu kommt, dass sich erst noch zeigen muss, wie sicher KI-Anwendungen wirklich sind und inwieweit Unternehmen sie sie gemäß den gesetzlichen Vorgaben einsetzen dürfen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: KI ist nicht nur ein HR-Technologietrend des Jahres 2024, sondern eine nachhaltige und tiefgreifende Revolution. Eine, die Sie unbedingt im Auge behalten sollten.
Bilder: Adobe Stock