Warum kündigen Arbeitnehmer in der IT-Branche wirklich?

Die IT-Fachkräftelücke nimmt zu, gleichzeitig wechseln Experten häufig den Arbeitsplatz. Mit diesen Maßnahmen können Sie Talente an Ihr Unternehmen binden und die Mitarbeiterfluktuation gering halten.
 

IT-Experten sind heiß begehrt - und das wird sich nicht ändern

Wenn Sie im IT-Recruiting tätig sind, wissen Sie: Einen neuen Softwarearchitekten, Full Stack Developer oder SAP-Projektleiter für Ihr Unternehmen zu finden, kann unter Umständen einem Sechser im Lotto gleichkommen. Seit vielen Jahren gibt es zu wenig freie IT-Fachkräfte auf dem Markt, weshalb manche schon recht martialisch vom „War for Talents“ sprechen, wenn es um die Anwerbung neuer Mitarbeiter geht.

Einer Bitkom-Studie nach gab es im Jahr 2023 allein in Deutschland rund 150.000 unbesetzte IT-Stellen. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht – ganz im Gegenteil! Der IT Branchenverband rechnet damit, dass die Fachkräftelücke bis zum Jahr 2040 deutlich größer wird. Kommt es so schlimm wie prognostiziert, könnten in der Bundesrepublik über alle Branchen hinweg 663.000 IT-Profis fehlen.
 

Das heißt: Einerseits stehen Sie vor der Herausforderung, geeignete IT-Experten zu finden und einzustellen. Andererseits müssen Sie alles daran setzen, die Fluktuation in Ihrer IT-Abteilung so gering wie möglich zu halten. Beide Punkte sind gleichermaßen wichtig, denn Fachkräfte haben hohe Ansprüche an ihre Arbeit und gleichzeitig ist es normal, dass sie häufig den Job wechseln.
 

Die Hauptgründe für Kündigungen in der IT-Branche

Warum kündigen Data Scientists, Frontend Developer und andere Tech-Spezialisten, manchmal sogar recht spontan? Die Gründe dafür fallen vielfältig aus:
 

Arbeitsumfeld und Unternehmenskultur

Eine der Hauptgründe, warum Mitarbeiter in der IT-Branche kündigen, ist die fehlende Übereinstimmung zwischen ihren persönlichen Werten und der Unternehmenskultur. Immer mehr Arbeitnehmer möchten die New-Work-Philosophie leben, daher bevorzugen sie ein IT-Arbeitsumfeld, das zum Beispiel Kreativität und Zusammenarbeit unterstützt. 

Wenn Ihre Firmenkultur diese Werte nicht erfüllen kann, mündet das in Unzufriedenheit im Team. Unzufriedenheit führt mit der Zeit zu Demotivation und schließlich zur Kündigung.
 

Work-Life-Balance 

Im Rahmen der New-Work-Bewegung wird auch die Work-Life-Balance immer wichtiger. Beschäftigte, die viele Überstunden machen oder einen langen Arbeitsweg haben, verlieren mit der Zeit ihre Motivation.

Demotivierte, gestresste oder unausgeglichene Arbeitnehmer finden schnell zahlreiche Gründe, warum sie ihren Job wechseln möchten. In Folge suchen sie sich eine Stelle, die eine bessere Work-Life-Balance verspricht.
 

Arbeitsbelastung 

Wenn gefühlt ständig Crunchtime ist, führt dies zu Arbeitsdruck und Überstunden. Nicht jeder Mitarbeiter verfügt über ein hohes Maß an Resilienz, physische und psychische Probleme können die Folge sein.

IT-Fachkräfte schätzen es, in einem Umfeld zu arbeiten, das ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden unterstützt. Kann Ihr Unternehmen dies nicht bieten, müssen Sie mit einer hohen Fluktuation rechnen.
 

Vergütung und Benefits 

„In der IT-Branche werden mittlerweile hohe Gehälter bezahlt, auch auf Junior-Ebene“, sagt Manuel Lan. „Dementsprechend ist zwischen vielen Unternehmen eine Art Wettrennen um die höchsten Vergütungen entbrannt“, so der Experte für die Vermittlung von SAP Fachkräften bei Ratbacher.

Das bedeutet: IT-Profis wissen um ihren Marktwert und erwarten dementsprechend lukrative Gehälter und attraktive Benefits.
 

Karrieremöglichkeiten 

IT-Mitarbeiter kündigen auch, wenn sie keine Aufstiegs- oder Entwicklungsmöglichkeiten für sich sehen. In einer Branche, die sich ständig und rasant weiterentwickelt, wollen die meisten Beschäftigten die Freiheit haben, sich fortzubilden und neues Wissen zu erwerben.

Wird das Aneignen von wichtigem Know-how oder einer Neuorientierung von einem Unternehmen nicht ermöglicht, kann das ein Kündigungsgrund für die IT-Angestellten sein. Auch der Mangel an Aufstiegschancen hat die gleichen Folgen.
 

Führung und Management 

Wenn es häufig zu Strategiewechseln oder zu Zeiten mit hoher Arbeitsbelastung kommt, wirkt sich das negativ auf die Mitarbeiterzufriedenheit in der IT aus.

Das Verhältnis zu den Vorgesetzten und der Führungsstil spielen eine entscheidende Rolle. Mangelnde Führung und Unterstützung durch das Management sind häufige Kündigungsgründe.
 

Maßnahmen zur Reduzierung der Mitarbeiterfluktuation

Wenn Sie die Fluktuation in Ihrer IT-Abteilung oder Ihrem IT-Unternehmen möglichst gering halten wollen, können Sie diese bewährten Maßnahmen ergreifen:
 

Anpassung der Unternehmenskultur 

Schaffen Sie ein positives und inklusives Arbeitsumfeld für Ihre IT-Spezialisten. Achten Sie darauf, dass es gemeinsame Werte gibt und diese gelebt werden. Regelmäßige Teamevents, offene Kommunikation und ein respektvoller Umgang tragen zum Beispiel zu einer starken Unternehmenskultur bei.
 

Bessere Karriereentwicklung 

Fördern Sie die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter und bieten Sie proaktiv passende Fortbildungen wie interne Schulungen und externe Seminare an. Verbessern Sie gegebenenfalls die Karrieremöglichkeiten Ihrer IT-Fachkräfte, indem Sie interessante Entwicklungspfade anbieten.
 

Attraktive Vergütungspakete 

Stellen Sie sicher, dass Ihre Gehälter wettbewerbsfähig sind und den Erwartungen Ihrer Mitarbeiter entsprechen. „Neben einem fairen Gehalt sind auch Boni wie Kita-Zuschüsse, Aktienoptionen oder Jobräder wichtig“, erklärt Manuel Lan. „Wichtig ist dabei, dass sie Zusatzleistungen anbieten, die zu den Bedürfnissen und Wünschen Ihrer Angestellten passen.“
 

Flexible Arbeitsweisen

In der bereits erwähnten Bitkom-Umfrage räumen 40 Prozent der befragten Unternehmen ein, dass sie die Anforderungen an mobiles Arbeiten nicht erfüllen können. Das heißt für Sie: Machen Sie es besser! Bieten Sie flexible Arbeitsmodelle wie Gleitzeit, Jobsharing und Telearbeit an. Dies zeigt Ihren Mitarbeitern, dass Ihre Firma Themen wie New Work und Work-Life-Balance ernst nimmt.
 

Effektive Führung

Schulen Sie Ihre Führungskräfte in Arbeitsweisen, mit denen Ihre Mitarbeiter zurechtkommen. So kann es sinnvoll sein, keine Bosse, sondern Leader zu haben. Oder stellen Sie Entscheidungsträger ein, die wie „Helden“ führen und visionäres Denken und Handeln fördern. Auch die Umstellung auf agiles Arbeiten erhöht häufig die Zufriedenheit im Team.
 

Aktives Stressmanagement 

Implementieren Sie Programme zur Gesundheitsförderung und Stressbewältigung in Ihrem IT-Bereich. Führen Sie dazu Angebote wie Betriebssport oder Yoga-Sitzungen ein. Außerdem sollte es eine Möglichkeit für Ihre Mitarbeiter geben, anonym Kritik und Verbesserungsvorschläge zu äußern.
 

Einholen von Mitarbeiterfeedback

Regelmäßige Feedbackrunden und Mitarbeiterbefragungen sind essenziell, um die Bedürfnisse und Erwartungen Ihrer Mitarbeiter zu verstehen. Nur so gelingt es Ihnen, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Und: Verlässt ein IT-Angestellter Ihr Unternehmen, sollten Sie nach seinen Kündigungsgründen fragen.
 

Best Practices und Erfolgsgeschichten

Laut Arbeitgeber-Ranking.de gehören Apple, Google, Amazon, Microsoft und BMW zu den beliebtesten Arbeitgebern im Bereich IT. Warum?
 

Google 

Der US-amerikanische Konzern ist bekannt für seine positive Unternehmenskultur und umfangreiche Mitarbeiterangebote. Google fördert beispielsweise die Weiterbildung seiner Mitarbeiter und setzt auf hybride Arbeitsformen. Auch die Gesundheitsvorsorge steht im Fokus: Die Benefits-Website von Google listet zahlreiche Maßnahmen auf, die weit über den Standard vieler Wettbewerber hinausgehen.
 

Microsoft 

Bei Microsoft hat die Corporate Culture einen hohen Stellenwert. Auf der Karriere-Seite wird beispielsweise erklärt, dass das Unternehmen divers, empathisch und inklusiv sei. Passend dazu heißt es: „Wir sind eine Gemeinschaft von Individuen, vereint durch eine gemeinsame Mission. Unsere Fähigkeit, zusammenzuarbeiten, macht unsere Träume glaubwürdig und letztlich erreichbar.“
 

Vorteile einer geringen Fluktuation

Das sind die drei stärksten Argumente, warum Sie daran arbeiten sollten, die IT-Fluktuationsrate gering zu halten:
 

  1. Erhöhte Produktivität
    Mitarbeiter, die lange in Ihrem Unternehmen bleiben, haben ein tiefgehendes Wissen über interne Prozesse und Technologien, was die Produktivität und die Qualität der Arbeit erhöht. Stabile Teams arbeiten somit effizienter und innovativer.
     
  2. Kostenreduktion
    Wenn Sie weniger offene Stellen nachbesetzen müssen, bedeutet das weniger Aufwand für Ihre HR-Abteilung. Firmen mit niedriger Fluktuation sparen dementsprechend Zeit und Geld, das sie in andere wichtige Bereiche investiert können.
     
  3. Stärkeres Employer Branding
    Unternehmen mit niedriger Fluktuation werden als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen. Dies zieht neue Talente an und stärkt das Markenimage.
     

Fazit

Wenn Sie die Kündigungsgründe Ihrer IT-Mitarbeiter verstehen, können Sie gezielt Maßnahmen ergreifen, um die Fluktuationsrate niedrig zu halten. Dies spart nicht nur Kosten, sondern stärkt auch den Teamzusammenhalt. Das Ziel, die Mitarbeiterbindung zu erhöhen und gleichzeitig die Aufwände für das IT-Recruiting im Rahmen zu halten, ist anspruchsvoll, aber es lohnt sich definitiv!



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Bilder: Adobe Stock, Bitkom

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