Flexible Arbeitsmodelle: Beispiele und Ideen für eine neue Arbeitsgestaltung

New Work - Arbeiten von uerberall

Starre Arbeitszeiten und die Bindung an einen festen Büroarbeitsplatz sind besonders in der IT ein Auslaufmodell. Wir geben Ihnen eine Übersicht über die besten, flexiblen Arbeitsmodelle, mit denen Sie bei Bewerbern punkten können.

New Work bringt frische Denkweisen - und flexible Arbeitszeiten

Wenn Sie in der Personalabteilung eines Unternehmens arbeiten, haben Sie wahrscheinlich mit einem großen Problem zu kämpfen: Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, neue Mitarbeiter zu finden. Zum einen ist der Markt wegen des Fachkräftemangels leergefegt. Zum anderen haben potenzielle Kandidaten hohe Ansprüche. Bei ihnen steht neben einem hohen Gehalt vermehrt eine gute Work-Life-Balance im Fokus.

Die Stellen, die Sie anbieten, sollten demnach mehr als nur ein Arbeitsplatz sein. Besonders junge Bewerber wünschen sich, dass ihr Job in einem sympathischen Umfeld stattfindet und dass die Tätigkeiten mit einem Sinn verbunden sind. Ebenso wollen sie keinem Nine-to-Five-Job nachgehen. Die Forderungen nach flexiblen Arbeitsmodellen und variablen Arbeitszeiten nehmen zu.

Willkommen im New Work!
 

Was versteht man unter New Work?

Die Bezeichnung New Work ist ein Sammelbegriff, der verschiedene Denkweisen und Methoden zusammenfasst, wie eine moderne Form des Arbeitens aussehen kann. Als Erfinder der Neuen Arbeit gilt Frithjof Bergmann. 

Der Sozialphilosoph beschrieb seine Idee unter anderem so: “New Work ist eine andere Art, Arbeit zu organisieren. Die Absicht ist, Arbeit so zu organisieren, dass sie nichts ­Gezwungenes ist, sondern man Arbeit tut, die man wirklich, wirklich will.”

Zum New Work gehören verschiedene Bausteine, dazu zählen unter anderem flexible Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle.
 

Flexible Arbeitszeiten: Welche Vorteile haben Sie für Arbeitgeber?

Wenn Ihr Unternehmen vom System der starren Arbeitszeiten abweicht und sich neuen Ideen öffnet, kann es davon mehrfach profitieren. Zu den Vorteilen gehören beispielsweise diese Aspekte:

  • Ihre Mitarbeiter verstehen, dass es nicht um die Arbeitszeit an sich geht. Vielmehr steht im Fokus, Ziele und Vorgaben zu erledigen. Das spornt an, unbekannte Wege einzuschlagen. Wege, die effizienter und schneller sind, aber trotzdem das gleiche Ergebnis liefern - oder sogar ein besseres.
  • Das Kind morgens entspannt zur Kita bringen, in der Mittagspause eine Runde joggen oder nachmittags einen Termin bei Friseur wahrnehmen: Führen Sie flexible Arbeitszeiten ein, können Ihre Angestellten Ihre Tage stressfreier gestalten. Das nimmt auch einen gewissen Druck aus der Arbeit heraus.
  • Ein großer Stressfaktor stellt die Pendelei zur Arbeitsstelle dar. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen gelingt es Ihrem Personal, antizyklisch zu fahren. Auch das zahlt auf eine entspannte Arbeitsatmosphäre ein. Und der reduzierte Pendelstress steigert die Motivation.
  • Zufriedene Angestellte sind seltener krank. Und sie geben gerne mal zwischendurch
    “Vollgas”, wenn eine wichtige Deadline ansteht.

All diese Punkte sorgen dafür, dass Ihr Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver wird. Ein wichtiger Vorteil im sogenannten War for Talents ist. Zudem können Sie Ihre Mitarbeiter länger an Ihr Unternehmen binden. Das senkt die zeitlichen Aufwände und Kosten im Bereich des Recruitings.
 

Flexible Arbeitszeitmodelle: neun Beispiele

Die Verpflichtung, zu gewissen Tageszeiten im Büro zu sein, wird schon seit vielen Jahren in verschiedenen Berufen aufgeweicht. Besonders die IT und Medienbranche zeigt sich für neue Arbeitsweisen offen. 

Diese Modelle haben sich mittlerweile etabliert:

Gleitzeit

Bei der gleitenden Arbeitszeit (englisch: Flextime) sind die Arbeitnehmer nicht an feste Anfangs- und Endzeiten gebunden. Sie können theoretisch ihre Tätigkeiten beginnen und beenden, wann sie es möchten. 

In der Praxis wird die Gleitzeit oft durch eine Kernarbeitszeit und Gleitspanne eingegrenzt. Das heißt, die Mitarbeiter können nur innerhalb vorgegebener, zeitlicher Grenzen “gleiten”.
 

Vertrauensarbeitszeit

Dem New-Work-Gedanken folgend, setzt eine Vertrauensarbeitszeit-Vereinbarung darauf, dass alle ihre Ziele verfolgen. Die Länge der Präsenz, zum Beispiel in einem Büro, spielt hierbei keine Rolle.

Um eine Vertrauensarbeitszeit, auch Vertrauensarbeit oder Vertrauensgleitzeit genannt, einführen zu können, muss es in Ihrem Unternehmen eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens geben. Ansonsten könnte es zu Verdächtigungen kommen, dass beispielsweise ein Arbeitnehmer faul sei. 
 

Jahresarbeitszeit

Bei diesem flexiblen Arbeitszeitmodell geht es um eine Art Zeitkonto: Der Arbeitgeber gibt vertraglich keine tägliche, wöchentliche oder monatliche Arbeitszeit vor, sondern eine Jahresarbeitszeit. 

Ihre Mitarbeiter haben bei dieser Form der gestaffelten Arbeitszeit die Möglichkeit, ihre kumulierte Zeit so abzuarbeiten, wie sie es möchten. Sie können zum Beispiel im ersten Halbjahr extrem viel arbeiten, um die zweite Jahreshälfte entspannter anzugehen.
 

Arbeitszeitverkürzungen

Sind acht Stunden wirklich die perfekte Länge, um seine Arbeit produktiv zu erledigen? Oder ist ein Sechs-Stunden-Arbeitstag eventuell viel effektiver, da die Mitarbeiter konzentrierter ans Werk gehen? Oder erhöht sich unnötig der Druck bei einer verkürzten Arbeitszeit?

Zu diesen Fragen geben Studien unterschiedliche Antworten. Nichtsdestotrotz führen immer mehr Start-ups wie auch große IT Unternehmen einen Sechs-Stunden-Arbeitstag bei gleicher Bezahlung ein.
 

Vier-Tage-Woche

Eine weitere Möglichkeit, die Arbeitszeit zu verkürzen, stellt das Modell der Vier-Tage-Woche dar. Auch hier geht es darum, kürzer, aber konzentrierter die Aufgaben abzuarbeiten bzw. die Ziele zu erfüllen.

In machen Ländern, zum Beispiel in Neuseeland und Island, gibt es Experimente zu diesem Arbeitszeitmodell. Die Ergebnisse fallen größtenteils positiv aus: Die Produktivität und die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhte sich signifikant.
 

Teilzeitarbeit

Dieses Arbeitszeitmodell ist lange bekannt und wird in vielen Unternehmen gelebt. Unter Teilzeit versteht man die dauerhafte Verkürzung der Arbeitszeit von einzelnen Mitarbeitern im Vergleich zu den Kollegen. 

Die verkürzte Arbeitszeit kann in Absprache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer flexibel gestaltet werden. Der Mitarbeiter arbeitet weniger Tage pro Woche oder Monat, aber bei jeweils voller Stundenzahl. Oder der Angestellte reduziert die Stunden pro Arbeitstag.
 

Job Sharing

Das Job Sharing kann eine Ausprägung der Teilzeitarbeit sein. Hierbei teilen sich zwei oder mehr Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz. 

Wenn mehrere Personen eine identische Position ausfüllen, sie sich aber hierfür nicht großartig absprechen müssen, wird das Job Splitting genannt. Besteht ein hoher Abstimmungsbedarf und tragen die Teilzeit-Kräfte zusammen eine Verantwortung (beispielsweise in einem IT Projekt), handelt es sich dabei um das Job Pairing.
 

Zeitwertkonto

Das Zeitwertkonto, Lebensarbeitszeitkont oder Wertguthabenkonto ist ein Modell, bei dem ein Angestellter seine Überstunden, Sonderschichten und ungenutzten Urlaubstage sammelt. Nach der sogenannten Ansparphase oder Aktivphase kann der Mitarbeiter in die Freistellungsphase bzw. Passivphase treten.

Die Passivphase nutzt der Zeitwertkonto-Sparer für Erziehungszeiten, die Pflege von Angehörigen, für ein Sabbatical oder für eine Altersteilzeit. Dabei bleibt er weiterhin sozialversichert und erhält den vereinbarten Auszahlungsbetrag.
 

Unbegrenzte Urlaubszeit

Manche Start-ups werben mit flexiblen Urlaubsregelungen. Das bedeutet, die Angestellten können so oft und so viel Urlaub nehmen, wie sie es möchten. Auch eine Erfassung der genommenen Urlaubstage fällt in der Regel weg.

Um dieses Modell umsetzen zu können, muss es zwischen den Mitarbeitern, den Abteilungen, Teams und der Geschäftsführung ein großes Vertrauensverhältnis geben. Zudem gilt es trotz aller Freiheiten, viel zu organisieren und zu managen. Ein erhöhter Abstimmungsbedarf kann die Folge sein.

Flexible Arbeitsgestaltung: Vier Beispiele fürs hybride Arbeiten


Abseits der Flexibilisierung der Arbeitszeiten kann Ihr Unternehmen über neue Wege nachdenken, wie und wo die Tätigkeiten erledigt werden. Folgend ein Überblick über verschiedene Modelle:

Home Office

Spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist diese Arbeitsweise in aller Munde. Bevor ein Arbeitgeber seinen Angestellten erlaubt, von zuhause aus zu arbeiten, sollten gewisse Rahmenbedingungen für das Home Office festgelegt sein.

Es gilt unter anderem zu klären, ob die heimischen vier Wände die zentrale Arbeitsstätte werden. Dann handelt es sich um einen Teleheimarbeitsplatz, den das Unternehmen gemäß verschiedener Vorgaben (zum Beispiel der Arbeitsstättenverordnung) einrichten muss.

Arbeitet der Mitarbeiter nur gelegentlich im Home Office, sollten Sie weiterhin an Aspekte wie Datenschutz und Informationssicherheit denken. Auch die Stärkung des Team-Gefühls gilt als wichtig.
 

Remote Work

Bei dieser Form der Telearbeit überlassen Sie dem Mitarbeiter die freie Wahl, wo er arbeitet: sei es zuhause, im Zug, im Hotel oder im Cafè. Für seine Arbeit bekommt er ein Notebook und/oder Smartphone gestellt. Für den Austausch mit den Kollegen oder Kunden nutzt er hauptsächlich die Kommunikation per Online-Tools.

Eine besondere Form des Remote Works stellt das digitale Nomadentum dar. Hierbei reist der Angestellte durch die Welt. Er verbindet damit Urlaub und Arbeit.
 

Desk Sharing

Arbeitet ein Großteil Ihrer Mitarbeiter im Home Office oder von unterwegs aus, macht es Sinn, über das Konzept Ihrer Büroräume nachzudenken. Sie könnten die Bürofläche verkleinern und ein Flexible Office etablieren. Das basiert auf dem Desk Sharing bzw. Shared Desk.

Bei diesem Arbeitsmodell gibt es in Ihrem Unternehmen weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter. Alle Angestellten, die nicht per Remote arbeiten möchten, müssen sich jeden Tag einen neuen Arbeitsplatz suchen. 
 

Workation

Dieser noch eher unbekannte Begriff setzt sich aus den englischen Worten “Work” und “Vacation” zusammen. Das heißt, Ihre Mitarbeiter arbeiten für einen gewissen Zeitraum, zum Beispiel zwei bis drei Wochen, an einem Ort, wo man normalerweise Urlaub macht. Dieser Tapetenwechsel sorgt unter anderem dafür, dass Angestellte neue Kraft tanken und kreativen Ideen besser als im Büro nachgehen können. 

Wichtig beim Workation ist, dass trotz der ungewöhnlichen Location das Urlaubsfeeling nicht zu viel Raum einnimmt. Ebenso sollten Sie dafür sorgen, dass die benötigte Technik fürs Arbeiten - beispielsweise ein flotter Internetanschluss - problemlos genutzt werden kann.

Starre Arbeitszeiten sind in der IT passè!

Viele Jobs im Bereich der Informationstechnik und Digitalisierung sind nicht mehr an die starren Arbeitszeiten von Fabriken gebunden. Ein Großteil der Tätigkeiten lassen sich zeitlich und auch räumlich flexibel erledigen.

Setzen Sie sich deshalb mit neuen Arbeitsmodellen und Arbeitszeitgestaltungen auseinander, um der Idee des New Work zu folgen. Dadurch gewinnt Ihr Unternehmen an Attraktivität für bestehende Mitarbeiter und potenzielle Kandidaten.

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