So starten Sie Ihre IT Karriere nach dem Studium - Teil 3: Weiterführende Karrieretipps für Informatik-Absolventen

informatik student ist ratlos

Im Supermarkt mit dem Smartphone bezahlen oder wahlweise direkt die Lebensmittel online bestellen und nach Hause liefern lassen. Außerdem selbstfahrende Autos und Staubsaugerroboter - all das gehört heutzutage zu unserem Alltag dazu. Mittlerweile gibt es kaum ein Berufsbild, das so vielfältig ist wie das des Informatikers. Um den Digitalisierungsfortschritt weiterhin voranzutreiben, werden daher immer mehr qualifizierte Spezialisten gesucht. Mit einem Studium in Informatik erlernen Sie alle handwerklichen Kenntnisse, um als Fachmann/ -frau in der IT durchzustarten. Die Frage ist nur: Welcher Abschluss eignet sich am besten und was kommt nach dem Studium?

Als Master oder Bachelor die IT-Karriere starten?

Muss es ein Master-Abschluss sein oder haben auch Absolventen mit einem Bachelor gute Chancen auf dem IT Arbeitsmarkt? Fragt man Personaler und Arbeitsmarktexperten, so betonen diese in der Regel, dass der Bachelor ein vollwertiger, die Karriere fördernder Abschluss sei. Gerade in der IT Welt ist diese Aussage auch absolut praxisgerecht und zutreffend. Denn ob Master oder Bachelor: Mit einem abgeschlossenen Informatikstudium haben IT Nachwuchskräfte beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Studierende, die mit Bachelor-Abschluss ins Berufsleben einsteigen, verdienen anfangs etwas weniger als solche mit einem Master-Abschluss. Allerdings haben sie durch den früheren Eintritt ins aktive Berufsleben einen zeitlichen Vorsprung.

Dennoch: Master-Absolventen erreichen schneller Führungspositionen. Letztlich verdienen sie in allen Branchen mehr als Bachelor-Absolventen, was regelmäßig aus Gehaltsstudien wie beispielsweise jener der Axel-Springer-Tochter Stepstone hervorgeht.

Allerdings: In der IT-Branche herrscht starke Nachfrage nach Fachkräften. Wer den Bachelor in der Tasche hat und gern schnell das Hochschulleben gegen die Wirtschaft eintauschen möchte, kann das daher problemlos tun. Auch Bachelor-Absolventen haben sehr gute Chancen auf dem IT-Arbeitsmarkt. Immer von Vorteil ist es, wenn Studierende frühzeitig damit beginnen, Praxiserfahrungen in Unternehmen zu sammeln.
 

Arbeiten im Unternehmen oder im eigenen Office

Als IT-Experte oder IT Manager fest im Unternehmen zu arbeiten hat zahlreiche Vorteile: Der regelmäßige Schulterblick bei Projekten fällt leichter, der Kontakt zum Top Management ist enger, und je nach Position fällt die je nach persönlicher Präferenz teilweise gewünschte Trennung von Job und Privatleben leichter. Denn ist man nicht in Bereitschaft, da man für den unterbrechungsfreien Betrieb einer IT-Lösung verantwortlich ist, kann man den Arbeitsalltag mit dem Verlassen des Firmengeländes besser hinter sich lassen als im Home Office.

Doch hochqualifizierte Absolventen können ebenso die Vorteile einer freien Tätigkeit genießen. Gerate bei Beratern, etwa im Bereich SAP, sind sehr langfristig angelegte Inhouse-Stellen eher rar gesät; daher liegt eine selbstständige Tätigkeit hier nahe. Die kann durchaus Vorteile haben, sowohl für den Arbeit- bzw. Auftraggeber als auch für den Berater.

  • Kosten für Büroraum entfallen.
  • Das Home Office kann es erleichtern, kreative und komplexe Aufgaben in Ruhe abzuarbeiten, da weniger Störungen ebenso entfallen wie Anfahrtswege.

Als IT- oder SAP-Berater im Home Office zu arbeiten hat also Vorteile.
 

Unterschiede Konzern, Start-Up, Mittelstand

Absolventen können in allen Sphären der Wirtschaft ihre IT-Karriere beginnen. Die Unternehmensgröße spielt bei den Jobchancen nicht die entscheidende Rolle, da IT-Expertise überall benötigt wird.
 

  • In einem Konzern erhalten Absolventen eines Informatikstudiums in der Regel sowohl beim Einstieg als auch im weiteren Karriereverlauf höhere Gehälter. Dafür ist die Notwendigkeit zur Spezialisierung größer. In der Regel sind die Verantwortungsbereiche exakt abgegrenzt. Generalisten sind in der Regel eher in den Top-Positionen gefragt.
  • Im Mittelstand sind die Gehälter durchweg weniger hoch als bei den großen Konzernen. Dafür können Informatik-Absolventen hier schneller Positionen mit strategischem Gestaltungsspielraum erreichen. Wie leicht Veränderungen, Digitalisierung und Innovation von der Hand gehen, hängt stark von der individuellen Unternehmenskultur ab. Daher ist es wichtig, sich als IT-Fachkraft vor dem Einstieg bei einem Mittelständler möglichst aus erster Hand über das Unternehmen zu informieren.
  • In Start-Ups ist alles in Bewegung. Aufgabengebiete und Gehalt sind Verhandlungssache. Sind Sie selbst Mitglied im Gründerteam und Miteigner des Startups, dann sind Sie an sämtlichen Chancen und Risiken beteiligt. Kommen Sie als Neuzugang in ein bereits bestehendes Startup, so dürfen Sie eine ungewöhnlich abwechslungsreiche Tätigkeit erwarten. Beim Gehalt ergeben sich die Grenzen aus der Liquidität des Start-Ups. Um die ist es in vielen Fällen nicht ideal bestellt. Kommen große Liquiditätsschübe von Investoren, so werden die Mittel meist in Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung investiert. Spitzengehälter dürfen Sie hier nicht erwarten. Dafür haben Sie realistische Chancen auf eine Position im Top Management.
     

Vor- und Nachteile Traineeprogramm

Bei fast allen Unternehmen ist ein Direkteinstieg in den Job nach dem Studium möglich, und der empfiehlt sich insbesondere dann, wenn Sie nebst umfassender Fachkompetenz durch Studium und Eigeninitiative bereits Praxiserfahrung in Unternehmen gesammelt haben. Sie werden ein höheres Einstiegsgehalt erzielen und entsprechend mit höheren Erwartungen konfrontiert sein.

Traineeprogramme dauern meist ein bis zwei Jahre. Sie zu nutzen bringt einen Abschlag beim Einstiegsgehalt mit sich. Allerdings sollte das kein Hinderungsgrund sein, wenn die Motivation des Unternehmens stimmt. Warum bietet das Unternehmen ein Traineeprogramm an? Der Zweck besteht oft darin, Neueinsteigern gezielt Wissen für einen späteren Aufstieg ins Management zu vermitteln.

Eine Studie des Staufenbiel-Instituts hat gezeigt, dass viele Unternehmen eine derartige Strategie verfolgen. Im Rahmen des Traineeprogramms durchlaufen die Neuankömmlinge verschiedene Abteilungen und Standorte und erhalten auf diese Weise einen tiefen Einblick ins Unternehmen. Sie lernen, was wichtig ist, und welche Veränderungen sie später beispielsweise als IT Manager anstoßen können.
 

Traineeprogramm ja oder nein?

Die Antwort ist individuell zu erarbeiten. Lassen Sie sich vom Unternehmen erklären, welche Perspektiven das Traineeprogramm eröffnet und welche Einblicke Sie in dessen Verlauf erhalten.
 

Start in die IT-Branche im Rahmen der Selbstständigkeit

Sich in der IT-Branche selbstständig zu machen ist eine hervorragende Idee. IT Freelancer sind äußerst gefragt. Auch wenn die Vorteile der Selbstständigkeit reizvoll sind: Ist es empfehlenswert, direkt nach dem Studium zu gründen?

Wie bei allen Karrierefragen gilt es hier mehrere Perspektiven einzunehmen. Einerseits ist klar: Wer früher gründet und mit dem Aufbau seines eigenen Unternehmens beginnt, kann sich damit einen Vorsprung erarbeiten. Auf der anderen Seite erleichtert gesammelte Berufserfahrung den Start in die Selbstständigkeit ungemein. Erst recht hilft ein gewachsenes berufliches Netzwerk. Daher entscheiden sich die meisten IT-Experten, nach dem Abschluss ihres Hochschulstudiums Erfahrungen in einem Angestelltenverhältnis zu sammeln.

Im Rahmen der ersten Berufsjahre entwickelt sich auch die Fähigkeit, Angebot und Nachfrage im Markt der IT-Projekte realistisch einzuschätzen. Das bereitet eine potenzielle Selbstständigkeit ideal vor. Die realistische Kenntnis der Nachfrage am Markt gehört zum Fundament erfolgreicher Gründungen.
 

Junge IT-Gründer sollten sich Fragen stellen wie:

Wie sieht mein Businessplan aus?

Auch wenn der Businessplan primär dazu dient, Investorengelder, Fördermittel oder Finanzierungen zu erhalten... Auch wenn der Investitionsbedarf bei einem IT-Freiberufler oft eher gering ist...: Vieles spricht dafür, einen Businessplan aufzusetzen, auch wenn das niemand von außen zwingend verlangt. Denn der Aufbau dieses Dokuments, in dem detailliert die Ziele des eigenen Unternehmens beschrieben werden, hilft. Wer einen Businessplan schreibt, konzentriert sich aufs Wesentliche, auf den Weg, der tatsächlich zum Erfolg führt.

Wie positioniere ich mich?

Die Frage nach der Positionierung begleitet Selbstständige permanent. Faustregel: Wer die Bedürfnisse des Marktes sowie seine eigenen Stärken und Fähigkeiten kennt, hat die notwendigen Zutaten für eine perfekte Positionierung. Und Positionierung heißt:

  1. Ich weiß als Gründer, mit welchen meiner Fähigkeiten und Angebote ich meine künftigen Kunden entscheidend weiterbringe.
  2. Genau das kann ich eindeutig und mitreißend formulieren.
  3. Das bin ich, und das ist der Grund, weshalb Unternehmen bei mir Kunde werden und meine Dienste als IT-Unternehmer in Anspruch nehmen.
     

Trete ich als Freiberufler auf oder gründe ich eine Kapitalgesellschaft?

Selbstständiger, Freelancer, Freiberufler: Diese Begriffe haben unterschiedliche Bedeutungen. Während Selbstständiger und Freelancer eher allgemeine Oberbegriffe sind, kommt den Begriff “Freiberufler” in Deutschland eine steuerlich und rechtlich relevante Sonderbedeutung zu. Denn wer den “Freien Berufen” angehört, darf sich in Deutschland über eine Reihe von Sonderregelungen freuen. Es entfallen etwa die Verpflichtungen zur Bilanzierung oder zur Zahlung der Gewerbesteuer.

IT-Berufe gehören nicht per se den im Einkommensteuergesetz definierten Freien Berufen an (wie das etwa auf Freie Journalisten zutrifft). Doch werden manche Tätigkeiten von IT-Experten als “katalogähnliche” Tätigkeiten eingeordnet. Dann lassen sich die Vorteile einer freiberuflichen Tätigkeit dennoch in Anspruch nehmen. Es kommt jedoch aufs Detail an. Die Finanzbehörden entscheiden im Einzelfall.
 

Wichtig: Sorgfalt bei der Wahl der Unternehmensform

Reden Sie mit einem Steuerberater Ihres Vertrauens über diese Aspekte. Sich hier abzusichern und die richtige Unternehmensform zu wählen ist von fundamentaler Bedeutung. Fehlentscheidungen sind später oft nur schwer zu korrigieren.
 

Lohnt sich eine Promotion?

Wer nach dem Abschluss noch eine Promotion anstrebt, wählt diesen Weg in der Regel nicht zuletzt auf Lust an Forschung und am Hochschulbetrieb. Denn angesichts der Dynamik und der großen Nachfrage im IT-Arbeitsmarkt benötigen IT-Experten den Doktortitel nicht unbedingt, um Karriere zu machen. Auch für Führungspositionen ist die Promotion keine Voraussetzung.

Jeder siebte Informatik-Absolvent promoviert

Dennoch wählt etwa jeder siebte Informatik-Absolvent den erweiterten Weg über die Promotion. Diese Akademiker schätzen den hohen Freiheitsgrad und die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum konzentriert an einer bestimmten Problematik zu forschen. Der mit der Dissertation verbundene Titel kommt in Unternehmen mit entsprechenden Prioritäten gut an, legt er doch nahe, dass sein Träger Kompetenz und langen Atem vereint, wissenschaftlich denkt und gern auch neue Wege geht.

Doktoranden in der IT werden häufig finanziell unterstützt.

Anlaufstellen können die Bundesländer sein, es gibt aber auch Mittel von weiteren Stellen. Fragen Sie Ihre Ansprechpartner an der Hochschule oder Universität. Fest steht: Eine finanzielle Durststrecke muss die Promotion, sofern sie richtig geplant wurde, nicht sein.

Eine Promotion macht lebenslang flexibler

Dass die Promotion spätere Top-Positionen in der Wirtschaft nicht automatisch eröffnet, aber unter Umständen beim Ebnen des Weges dorthin hilft, macht sie zusätzlich interessant. Zudem eröffnet der Doktortitel Ihnen zusätzliche Wahlmöglichkeiten im späteren Verlauf Ihrer Karriere: Sie können Ihre persönliche Entfaltung später durch Lehraufträge oder Forschungsprojekte abrunden und haben auf diese Weise einfach zusätzliche Wahlmöglichkeiten.