Bewerben mit ChatGPT & Co.: Sind KI-Tools eine gute und erlaubte Unterstützung?

Dürfen Sie ChatGPT und ähnliche Programme für Ihre Bewerbungsunterlagen einsetzen? Worauf sollten Sie unbedingt achten? Wir klären diese wichtigen Fragen.

ChatGPT als Bewerbungshilfe

Endlich! Nachdem jahrzehntelang an Artificial Intelligence (AI) bzw. Künstlicher Intelligenz (KI) geforscht und gearbeitet wurde, kommt die Technologie nun endlich richtig in Schwung. Bard, Jasper, DeepL, Byword, Writer, Dall-E, Firefly ... fast jeden Tag erscheinen neue Tools mit (vermeintlicher) Künstlicher Intelligenz. Ein gigantischer Markt entsteht und mit ihm viele neue KI-Jobs

Der aktuelle Hype begann Anfang 2023 mit einem grafisch einfachen Chatbot namens ChatGPT, der schnell in aller Munde war. ChatGPT ist mittlerweile ein Synonym für KI-Programme wie Tempo für Taschentücher, Aspirin für Kopfschmerztabletten oder Tesa für Klebestreifen.

Auch wenn ChatGPT und Co. noch nicht wirklich “intelligent” sind, leisten sie doch Erstaunliches. Leistungen, die Sie nutzen können - zum Beispiel für Ihre Bewerbung.

Mit ein paar Angaben, dem Prompt, lässt sich nämlich ganz einfach ein Anschreiben erstellen. Das sieht dann vielleicht so aus:

Sie merken: Auf den ersten Blick wirkt das Bewerbungsschreiben von ChatGPT ganz gut und brauchbar. Aber darf man es überhaupt benutzen?
 

Ist es “legal”, seine Bewerbungsschreiben von ChatGPT erstellen zu lassen?

Ja, aus arbeitsrechtlicher Sicht ist es in Ordnung, ChatGPT und andere AI-Anwendungen als Ghostwriter zu nutzen. Bis jetzt. Das könnte sich unter Umständen ändern.

Seit dem Boom der KI-Anwendungen beschäftigen sich die Gesetzgeber mit dem Thema “Künstliche Intelligenz”. Es gibt bereits erste Vorschläge, die Entwicklung und Nutzung von KI-Programmen einzuschränken oder teilweise zu verbieten. 

Die (vielleicht) kommenden gesetzlichen Regelungen sind das eine, das andere ist der moralische Aspekt: Können Sie es mit Ihrem Gewissen vereinbaren, dass nicht Sie, sondern ein KI-Tool Ihre Bewerbungsunterlagen ganz oder teilweise erstellt? ChatGPT selbst sagt dazu: “Es gibt Meinungen, die die Nutzung von ChatGPT für Bewerbungen als Betrug betrachten, da es nicht die eigenen Worte und Gedanken des Bewerbers widerspiegelt”.

Können Sie mit solchen Vorwürfen leben? Würden Sie in einem Vorstellungsgespräch flunkern und behaupten, dass Sie Ihre Unterlagen ohne KI-Unterstützung erstellt haben? Diese Fragen müssen Sie für sich selbst beantworten.

Und was Sie auch bedenken sollten: Bei den meisten KI-Programmen werden Ihre Eingaben von US-Servern verarbeitet und unter Umständen auch gespeichert. Ist es für Sie in Ordnung, teilweise private oder vertrauliche Informationen symbolisch in fremde Hände zu geben?
 

Welche Folgen haben die “ChatGPT-Bewerbungen”?

Trotz aller Einwände und Bedenken dürfte klar sein: Immer mehr Menschen nutzen ChatGPT und Co. um sich bei ihren Bewerbungen helfen zu lassen. Und daran wird sich wohl auch nichts ändern - die KI-Technologie ist gekommen, um zu bleiben.

Dementsprechend werfen viele Personalverantwortliche inzwischen einen kritischeren Blick auf die Bewerbungsunterlagen, die sie erhalten. Sie achten darauf, ob zum Beispiel Anschreiben oder Motivationsschreiben so klingen, als wären sie von einer Künstlichen Intelligenz und nicht von einem Menschen verfasst worden.

Warum? Unter anderem geht es um folgende Fragen: Wirkt ein Anschreiben authentisch, wenn es von einer KI verfasst wurde? Ist es überhaupt noch ein Spiegelbild der Person, die in dem Unternehmen arbeiten möchte? Und ist jemand ehrlich, der seine Bewerbung mit fremder Hilfe “optimieren” lässt?

Um diese Fragen beantworten zu können, versuchen die HR-Mitarbeiter vor einem möglichen Bewerbungsgespräch möglichst viel über die interessantesten Kandidaten herauszufinden. Sie googeln nach den Personen und durchforsten soziale Netzwerken, um sich ein besseres Bild machen zu können: Passt die sogenannte E-Reputation (der digitale Fußabdruck im Netz) zu den Bewerbungsunterlagen oder nicht?

Die zunehmende Verbreitung von ChatGPT und ähnlichen Tools kann auch zur Folge haben, dass dem Vorstellungsgespräch und dem Probearbeiten mehr Gewicht gegeben wird. Denn wie sympathisch und kompetent jemand ist, zeigt sich meist erst im direkten Austausch.
 

Was bedeutet das für Bewerber?

Wenn Sie sich um eine Stelle bewerben, sollten Sie auf die genannten Punkte achten und diese Tipps beherzigen:

E-Reputation

Arbeiten Sie daran, sich im Internet so darzustellen, wie es für Ihre Karriere förderlich ist. Verbessern Sie Ihr Xing-Profil und überarbeiten Sie Ihren Auftritt bei LinkedIn. Erstellen Sie eine Bewerbungshomepage oder kreieren Sie ein Bewerbungsvideo. Arbeiten Sie dabei stets heraus, was Ihre Stärken und besonderen Kompetenzen sind. 
 

Ehrlichkeit

Egal, ob Sie ein KI-Tool verwenden oder alles von Hand schreiben: Erwecken Sie nie den Eindruck, dass Ihre Angaben übertrieben, falsch oder erfunden sind! Schreiben Sie nur, was wirklich stimmt. 
 

Persönlichkeit

Geben Sie Ihrem Bewerbungsschreiben eine persönliche Note. Verwenden Sie keine abgedroschenen Floskeln, sondern einen persönlichen oder lockeren Schreibstil. Verwenden Sie Formulierungen und Fachbegriffe, die ChatGPT nie verwenden würde. Oder punkten Sie mit einer sehr kurzen oder außergewöhnlich gestalteten Bewerbung.
 

Vorbereitung

Werden Sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, müssen Sie von der ersten Minute an überzeugen. Bereiten Sie sich darauf, indem Sie an Ihrer Körpersprache arbeiten, sich eigene Fragen überlegen, Smalltalk üben und sich den Chamäleon-Effekt aneignen

Wie nutzt man ChatGPT (nicht) fürs Bewerbungsschreiben?

Unser wichtigster Tipp: Verwenden Sie auf keinen Fall eins zu eins einen Text, den ChatGPT oder ein anderes Textprogramm für Sie erstellt hat! Stattdessen sollten Sie Ihr Anschreiben oder Motivationsschreiben weitgehend selbst formulieren.

Es ist aber in Ordnung, ChatGPT & Co. als “Assistenten” zu benutzen. Hier ein paar Vorschläge:

  • Wenn Sie noch nie oder schon lange keine Bewerbung mehr geschrieben haben, kann Ihnen eine KI-Anwendung helfen, eine Schreibblockade zu überwinden.
  • Die Chatbots eignen sich hervorragend, um Inspiration zu finden. Lassen Sie sich ein paar Textvorschläge geben, um Ihren eigenen Stil zu finden.
  • Auch bei der Strukturierung des Textes können KIs gute Tipps geben.
  • Ebenso sollten Sie Sprachprogramme wie ChatGPT und DeepL nutzen, um Ihre Bewerbungsunterlagen auf Rechtschreibfehler und unpassende Formulierungen zu überprüfen.
  • Sie wollen sich im Ausland bewerben? ChatGPT, DeepL oder Google Translate werden bei der Übersetzung in andere Sprachen immer besser.

Wenn Sie Textpassagen oder Übersetzungen mit einem KI-Programm erstellen lassen, sollten Sie immer einen “Faktencheck” durchführen. Die Online-Tools können zwar Beachtliches leisten, machen aber auch Fehler. So ist ChatGPT dafür bekannt, dass es gerne “halluziniert” und sich Dinge ausdenkt.

Im Idealfall überprüfen nicht nur Sie selbst, sondern auch Partner, Freunde oder Bekannte Ihre Ergebnisse. Mit diesem “Human Check” können Sie herausfinden, ob Ihre Bewerbung überzeugend ausfällt.
 

Fazit

Ja, es ist äußerst verlockend, Bart, Jasper, Byword, ChatGPT und ähnliche Tools zu benutzen, um eine “Abkürzung” zu nehmen. Aber lassen Sie sich nicht dazu verleiten, alles den Künstlichen Intelligenzen zu überlassen. Sie bewegen sich auf einem schmalen Grat, bei dem auf dem Spiel steht. Aber sich von ChatGPT inspirieren zu lassen, DeepL für die Rechtschreibkorrektur und Google Translate für Übersetzungen zu “engagieren”, geht in Ordnung.
 

Bilder: Adobe Stock