Virtual Reality: Ist VR für Unternehmen und IT-Experten relevant?
2020-05-08T20:00:00+02:00Von Virtual Reality ist in den letzten Jahren zunehmend zu hören. Erlebt die Technologie derzeit einen Durchbruch? Wie wichtig ist das Trendthema für Unternehmen? Und welche Jobs gibt es für VR-Entwickler? Wir geben einen Überblick.
Was ist VR, AR und MR? Was sind die Unterschiede?
Den Begriff “Virtual Reality” (kurz: VR) gibt es seit rund 40 Jahren. In den 1990er-Jahren erlebte VR einen ersten großen Hype. Dieser wurde durch die ersten erschwinglichen VR-Headsets für den Endkundenbereich und durch Filme wie “Der Rasenmäher-Mann” befeuert. Der große Erfolg blieb allerdings aus.
Seit ein paar Jahren ist Virtual Reality wieder ein Trend-Thema. Große Unternehmen wie Google, Microsoft, Sony, Samsung und Facebook brachten eine neue Generation von erschwinglichen Geräten auf den Markt.
Doch Virtual Reality ist genau genommen nicht gleich Virtual Reality. Man unterscheidet ein Spektrum an Technologien in diesem Kontext:
- Augmented Reality (AR) bedeutet “erweiterte Realität”. Hierbei wird die reale Umgebung durch virtuelle Objekte ergänzt. Das bekanntesten Beispiel ist die Smartphone-App “Pokèmon Go”, bei der die Spieler auf ihrem Smartphone in realen Parks oder Ladengeschäften kleine Monster fangen.
- Mixed Reality (MR) ist eine Weiterentwicklung der AR-Technologie. Auch hier sieht der Benutzer eingeblendete, computergenerierte Objekte. Der Fokus liegt dabei auf der verstärkten Interaktion zwischen realer und virtueller Welt, wenn etwa eine digitale Vase von einem echten Tisch fallen kann. Die bekannteste Mixed-Reality-Technologie ist die Hololens von Microsoft.
- Virtual Reality (VR) setzte auf komplett künstlich erzeugte Welten, in denen sich der User frei umschauen bewegen kann. Für dieses Erlebnis wird eine VR-Brille bzw. ein VR-Headset wie HTC Vive, Playstation VR oder Oculus von Facebook benötigt.
Die Grenzen zwischen AR, MR und VR sind fließend, besonders im Sprachgebrauch. Deswegen wird Virtual Reality oft als Oberbegriff für alle drei Technologien verwendet.
Wie groß ist der Markt mit Virtual Reality?
Laut einer PwC-Studie wurden 2019 in Deutschland knapp 150 Millionen Euro mit VR-Produkten umgesetzt. Der größte Umsatzbringer sind VR-Games, woran sich auch die kommenden Jahre nichts ändert - so die Annahmen der Analysten.
Der Endkonsumenten-Markt ist somit der große Treiber des neuen VR-Hypes. Und was machen die Konsumenten in den virtuellen Welten? Knapp drei Viertel nutzt Virtual-Reality-Brillen um zu spielen, 43% erkunden damit Reiseziele und 38% schauen spezielle VR-Filme, so der IT-Branchenverband Bitkom.
Virtual Reality lebt durch seine Entertainment-Angebote - zumindest bei den Endkunden. Doch wie sieht es in Unternehmen aus? Nutzen sie VR-, AR- oder MR-Technologien? Falls ja, wie?
So setzen Unternehmen Virtual Reality ein
Der Handel experimentiert schon seit einigen Jahren mit VR-Anwendungen. Drei Beispiele:
- In Virtual Saturn betreten Kunden von zuhause aus einem virtuellen Elektronikmarkt. Dort betrachten sie mit einer VR-Brille ausgewählte Produkte wie Fernseher und Laptops in 3D.
- Einen virtuellen Showroom, das bietet auch IKEA VR. Dabei lassen sich Farben, Materialien und Oberflächen der schwedischen Möbelstücke verändern.
- 2017 veröffentlichte Swarovski zusammen mit Mastercard eine sogenannte “Virtual Reality Shopping Experience”. Bei der war es möglich, bestimmte Gegenstände genau zu betrachten und direkt zu kaufen.
Trotz der vielen Experimente konnten sich die virtuellen Shopping-Angebote bis heute nicht durchsetzen. Anders sieht es in der Industrie aus. Diese erlebt teilweise wirklich eine kleine Revolution. “82 Prozent der Unternehmen, die aktuell AR oder VR in ihrem Geschäftsbetrieb einführen, machen damit gute Erfahrungen” - das ist das Fazit einer großen, weltweiten Capgemini-Studie. Die Unternehmensberatung hat dafür 700 in AR- und VR-Projekte eingebundene Führungskräfte der Automobil-, Fertigungs- und Versorgungsbranche in Deutschland, Frankreich, USA, China, Großbritannien und Skandinavien befragt.
Wie aus der Studie hervorgeht, nutzen die meisten Unternehmen AR- und MR-Anwendungen, echtes VR kommt seltener zum Einsatz. Ein paar Beispiele für die Umsetzung:
- Bei Boeing sehen Mechaniker in ihrer MR-Brille Baupläne. So haben sie ihre Hände frei zum Montieren.
- BMW nutzt VR-Anwendungen, um Autos am Computer zu entwickeln. Derart können die Designer Komponenten für die Ausstattung und die Sicherheit schneller testen.
- Siemens fertigt digitale Zwillinge von Sensoren an, um sie in ebenfalls virtuell dargestellten Motoren zu testen.
- Die DHL setzt auf das sogenannte Vision Picking, um die Produktivität beim Kommissionieren zu steigern.
- Bevor Trumpf seine Anlagen bei seinen Kunden aufbaut, testen die Ingenieure vorher die Umsetzung auf einer AR-App für das iPad.
- Die Arbeitssicherheit verbessern, das steht im Fokus der “ABB Ability Augmented Field Procedures”. Die User greifen mit Hilfe von Industrie-Tablets und Hololens-Brillen in Echtzeit auf Daten von Anlagen zu, wodurch gefährliche Arbeitsschritte deutlich risikoärmer werden.
Dr. Johannes Mattmann bestätigt den wachsenden geschäftlichen Einsatz von Virtual-, Augmented- und Mixed-Reality-Anwendugen. "Wir nehmen ein starkes Interesse aus den unterschiedlichsten Unternehmen am Thema VR wahr", erklärt der Geschäftsführer des deutschen VR-Startups Flyingshapes. "Die Anwendungen reichen von medizinischen Therapien über Schulungen für Mitarbeiter hin zu Konstruktion, Simulation und Design in VR."
Nachholbedarf in Sachen VR und AR
Obwohl mittlerweile immer mehr deutsche Unternehmen mit AR-, MR- und VR-Lösungen experimentieren, hängen sie im internationalen Vergleich hinterher. In China, USA und Frankreich sind Industrie-Anwendungen mit Virtual-Reality-Unterstützung weiter verbreitet. Wie es scheint, sind die deutschen Unternehmen auch in diesem Feld der Digitalisierung zögerlich.
“Firmen sollten den Anspruch an eine Erstanwendung senken. Andere gehen das Thema pragmatischer an”, erklärt Udo Lange von Capgemini im Handelsblatt. “Erst einführen, dann besser machen – das ist der Kulturwandel, den wir bei AR/VR wie bei vielen anderen Stellen der Digitalisierung brauchen.“
Noch weiter zurück liegt Deutschland bei der Entwicklung von Patenten im Bereich Virtual Reality/Augmented Reality. Hier führt unangefochten die USA.
Nichtsdestotrotz gibt es einige deutsche Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von VR-/AR-Anwendungen beschäftigen. Dazu gehören beispielsweise die Agenturen Senselab, Demodern und Centigrade, das Produktionsstudio Kubikfoto3 und Startups wie AllVR und eben Flyingshapes. Auch große Unternehmen im Bereich der Architektur, des Automobilbaus oder der Luft- und Raumfahrt beschäftigen VR-, MR- und AR-Spezialisten, um ihre Lösungen voranzubringen.
Entwickler-Berufe im Bereich Virtual Reality
So wie es nicht den typischen Onlineshop-Entwickler gibt, gibt es auch nicht den VR-/AR-Programmierer. Virtual-Reality-Entwickler nutzen häufig Engines wie Unity oder Unreal und setzen Software Development Kits (SDK) wie EasyAR oder ARToolKit ein.
Dementsprechend programmieren sie mit bekannten Script- und Programmiersprachen wie C#, C++ oder JavaScript. Wie in vielen Bereichen unterscheidet man auch hier zwischen Backend- und Frontend-Developer. Diese arbeiten oft eng mit Grafikern und 3D-Designern zusammen, um gemeinsam die virtuellen Welten zu erschaffen.
Software-Entwickler, die an VR-/AR-Projekten mitwirken möchten, sollten nach typischen Stellenausschreibungen für Informatiker Ausschau halten. Die Spezialisierung wird durch Schlagworte wie “3D-Programmierer”, “Virtual Reality Developer”, “Unity Software Developer” oder “Full Stack Engineer VR/AR” gekennzeichnet. Um bei den Arbeitgebern punkten zu können, sollte man Erfahrung mit den entsprechenden SDKs und Engines haben.
Bilder: Adobe Stock, PwC, Statista